Fahrt des Förderkreises nach Dresden vom 2. bis 6. April 2023

Nach 16-jähriger Pause hatte Christian Thielemann, Ehrenbeiratsmitglied des Förderkreises, wieder Richard-Strauss-Tage in der Semperoper projektiert – für die Ehrenvorsitzende des Förderkreises, Regina Geißer, ein unabdingbares MUST für die Organisation einer Mitgliederfahrt!!

Mit Unterstützung des Schriftführers Dr. Uwe Gerd Schatz ging man bereits im November 2022 ans Werk. Das richtige Hotel musste gefunden werden, ein Rahmenprogramm organisiert, vor allem aber auch ein Kartenkontingent gesichert werden, wobei sich die Assistentin von Herrn Thielemann verdient machte. Trotz der Post-Corona-Schwierigkeiten mit der Gastronomie, aber auch der Museen (in beiden Fällen mussten finanzielle Zugeständnisse gemacht werden), gelang dann ein Programmangebot, das von den meisten der Teilnehmer genutzt wurde.

Am 2.April kamen also die Förderkreismitglieder aus Garmisch-Partenkirchen, München, Stuttgart und Ulm mit dem Bus am frühen Abend in Dresden an und nach dem Check-in und einer Ruhepause im zentral gelegenen Hilton, traf sich diese Gruppe mit großem Hallo und Freude über das Wiedersehen im Foyer des Hotels mit den individuell angereisten Mitgliedern, u. a. aus Hamburg, Bremen und Würzburg. Gemeinsam ging man zum Restaurant „Classico Italiano“ an der Frauenkirche und hatte sich bei gutem Essen und einem Glas Wein viel zu erzählen. Die Tatsache, dass unser Ehrenbeiratsmitglied Christian Thielemann seine Dirigate krankheitsbedingt absagen musste, schien keine wesentliche Beeinträchtigung der Stimmung darzustellen.

Der nächste Vor- und Nachmittag standen zur freien Verfügung, weil der Rosenkavalier bereits um 17 Uhr begann. Die Ehrenvorsitzende, bestens unterstützt und begleitet von Förderkreismitglied Professor Brandl, musste Karten umtauschen, in Restaurants die Zugangsmöglichkeiten für Gehbehinderte und die Platzreservierung überprüfen. Dennoch fand man Zeit für die Andacht in der Frauenkirche um 12 Uhr, wo man neben Orgelmusik und Gebeten über die Kirche und ihre Geschichte informiert wurde. Um 16 Uhr trafen sich alle in der Lobby des Hotels, um gemeinsam den kurzen Fußweg zur Semperoper anzutreten. Dort gab es auf der Bel Etage der Oper erste Fotos, natürlich auch mit der Büste von Richard Strauss, der eine besondere Verbindung zur Sächsischen Staatskapelle hatte. Neun seiner Opern erlebten ihre Uraufführung mit dem Orchester, dem Richard Strauss seine Alpensinfonie widmete. Großartige Interpreten wie Camilla Nylund als Marschallin, Sophie Koch als Octavian und eine brillante Nikola Hillebrand als Sophie ließen die anfänglichen Schwierigkeiten von Cornelius Meister, der für Thielemann eingesprungen war, einigermaßen vergessen.  Das Essen im neu eröffneten Restaurant „Anna“ in einem erst kürzlich instandgesetzten Gewölbe des Residenzschlosses, das man über einen großartig restaurierten Innenhof mit prächtigen Fresken betritt, schloss den Tag nett und zufriedenstellend ab.

Am nächsten Tag stand ein Ausflug in das nahegelegene Pillnitz auf dem Programm. Der Bus brachte uns zunächst zum Carl-Maria-von Weber-Museum (dem einzigen übrigens, das es weltweit für den Komponisten gibt), einem Weinbauernhäuschen, das von Weber und seine Familie in der Zeit seines Amtes als Hofkapellmeister als Sommerhäuschen nutzte, später aber als ständiger Wohnsitz gemietet wurde. Dort entstanden große Teile des Freischütz und dort empfing er bedeutende Künstler seiner Zeit. Carl-Maria von Weber war ein großes Vorbild für Richard Wagner, besonders vom Freischütz soll bereits der Knabe Wagner so ergriffen gewesen sein, dass er in Folge das Klavierspielen erlernte und später die Partitur abschrieb, um daraus autodidaktisch lernen zu können. Später war es Wagner, der sich um die Überführung des Leichnams von Webers von London nach Dresden verdient gemacht und auch eine Trauerrede sowie eine Trauermusik für ihn geschrieben hat. Erfreulicherweise gab es aktuell eine Sonderausstellung im Museum, die sich mit der Beziehung von Richard Wagner zu Carl-Maria von Weber befasste. Die große Verehrung Richard Strauss` für Richard Wagner „legitimierte“ den Besuch des Museums für den Förderkreis.

Weiter ging es zum ehemaligen Lustschloss August des Starken, Schloss Pillnitz und in den dazugehörigen Park. Bei strahlendem Sonnenschein zog man Spaziergänge im Park der Besichtigung der Schlossgebäude vor, beging eher das Glashaus, das die ca. 250-jährige Kamelie (8,94 m hoch und fast 12 m Durchmesser) vor der Kälte schützt, fand sich aber dann wegen des eisigen Windes gerne im Wintergarten des Schlossrestaurants ein, um sich bei sächsischer Kartoffelsuppe und anderen Köstlichkeiten etwas aufzuwärmen.

Weiter ging die Fahrt dann zu den Wagner-Stätten nach Graupa, die in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen in dieser Form feiern. Neben dem sog. Lohengrinhäuschen, dem ehemaligen Sommerhaus der Wagners, in dem er den Lohengrin komponierte, wurde im Jahr des 200. Geburtstags von Richard Wagner das benachbarte Jagdschloss des Sohnes Augusts des Starken mit einer zeitgemäßen Ausstellung und einem kleinen Konzertsaal einbezogen. Für dieses Ensemble firmiert Christian Thielemann als Schirmherr.

Die Führung, die für uns exklusiv stattfand, da an diesem Tag das Museum eigentlich geschlossen gewesen wäre, begann vor und dann im Lohengrinhaus, der ältesten authentischen Wohnstätte Wagners. Dort will man mit rekonstruierten Räumen und nachgebauten Möbeln einen Eindruck von der damaligen Wohnsituation Wagners vermitteln und die Entstehungsgeschichte des Lohengrin dokumentieren. Das Jagdschloss setzt sich mit dem Leben Wagners in Sachsen auseinander und präsentiert sich multimedial.

Ziemlich erschöpft vom langen Stehen – die Sitzmöglichkeiten reichten nicht aus – fuhren wir zurück zum Hotel. Die ganz Unermüdlichen besuchten noch die Semper-Bar im Nebengebäude der Semperoper, wo im Rahmen der Richard-Strauss-Tage das musikalische Nachtleben in den Bars von New York bis Wien nachempfunden werden konnte.

Der nächste Tag war den Schlössern an der Elbe zwischen Waldschlößchenbrücke und Blauem Wunder gewidmet, die als Prunkbauten Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden waren.

Schloss Albrechtsberg machte den Anfang. Es wurde im preußisch-klassizistischen Stil von einem Schinkelschüler gebaut. Seinen Namen verdankt es dem Bruder des deutschen Kaisers, Prinz Albrecht von Preußen, der in den 1850er Jahren dort residierte. 1925 wurde es von Albrechts Erben an die Stadt Dresden verkauft. Es blieb 1945 vom Bombardement verschont, wurde aber als Sitz der sowjetischen Militäradministration benutzt, zum Hotel umgebaut und diente bis 1990 als Pionierpalast.

Seit 1990 ist es wieder im Besitz der Stadt Dresden und wird für Hochzeiten, Bälle und Konzerte verwendet. Im letzteren Sinne hat das Schloss auch Bedeutung für die Richard-Strauss-Tage in Garmisch-Partenkirchen. Die Ehrenvorsitzende erzählt im prächtigen Kronensaal von dem Arienabend mit Edita Gruberova, den sie in ihrer Zeit als Kulturförderin der HypoVereinsbank für Kunden dort veranstaltet hatte mit dem Zweck, auf das Strauss-Festival in Garmisch hinzuweisen.

Dr. Frei, der damalige Veranstalter, hatte das aktuelle Strauss-Tage-Plakat dabei und erzählte vor Gruberovas Auftritt, was in Sachen Strauss im Süden passiert. Damals wurde der Grundstein gelegt zu einer Zusammenarbeit mit der Semperoper, die von diesem Jahr an die Flyer für die Garmischer Strauss-Tage auslegte!! Wie wir aktuell in der Semperoper feststellen durften, hat man 2023 an diese Tradition wieder angeknüpft.

Das Lingner-Schloss , das zeitgleich mit dem Schloss Albrechtsberg entstand, übernahm als letzter Eigentümer der Odol-Millionär Karl August Lingner, der gravierende Umbauten des Schlosses im Stile der Zeit veranlasste. Er war mit Richard Strauss gut bekannt und empfing ihn mehrfach in diesen Mauern. Er vererbte das Schloss nicht seinen Nachfahren wegen der hohen Unterhaltskosten, sondern der Stadt Dresden mit der Auflage, nach seinem Tod Schloss und Parkanlage den Dresdnern zu öffnen, was sich nicht unmittelbar realisieren ließ. Zahlreiche Nutzungen endeten schließlich in der Gründung des Fördervereins Lingnerschloss e. V. , in dem sich Bürger von Dresden für die Restaurierung und Nutzung als Restaurant engagierten. Leider ist auch hier dank Corona ein Stillstand der Spendengelder eingetreten und die Zukunft des Schlosses ist damit ungewiss.

Das dritte und letzte Schloss ist Schloss Eckberg.

Stromaufwärts grenzt an das ehemalige Lingner-Schloss der ausgedehnte Park von Eckberg. Einst sollen auf diesem Gelände 2 große Dresdner Künstler ihre Weinberge gehabt haben: Melchior Dinglinger (1665-1731, zur Zeit August des Starken), der berühmte Goldschmied und Wolff Caspar von Klengel (1630-1691), Architekt, der an verschiedenen Projekten in Dresden mitwirkte als Beauftragter des Kurfürst Gregor III.

Das Schloss Eckberg entstand von 1859-1861 im Auftrag des Großkaufmannes Johann Souchay, so dass es damals im Volksmund auch Villa Souchay genannt wurde. Souchay verwendete einen Teil seines großen Vermögens auch für Wohltätigkeitsstiftungen in Loschwitz und erwarb sich um die Entwicklung dieses Ortes große Verdienste.

Er betraute mit den Entwürfen und der Leitung des Baues den Dresdner Architekten Christian Friedrich Arnold, einen der bekanntesten Schüler Gottfried Sempers, des Erbauers der Semperoper.

In den 1870er Jahren erwarb der Handelsherr und Konsul Arthur Bruno Wunderlich das Grundstück durch Kauf. Nach dessen frühzeitigem Tod bewohnte seine Witwe das Schloss, ehe sie in das benachbarte ehemalige Weingut Dinglingers übersiedelte. Um 1920 verpachtete Frau Wunderlich den Wohnsitz an den berühmten Sänger Tino Patiera. 1925 übernahm der Dresdner Großindustrielle Dr. Ottomar Heinsius von Mayenburg, Besitzer der Leo-Werke, Schloss und Park. Die Innenräume des Obergeschosses wurden nach den Plänen seines Bruders, des Architekten von Mayenburg, zeitgemäß

Besonders große Anerkennung in der Stadt Dresden erwarb sich der Besitzer des Schlosses, weil er die Blumenpracht im Park des Schlosses im Frühjahr eines jeden Jahres der Öffentlichkeit zugänglich machte. Zehntausende haben das Blumenmeer dieser herrlichen Anlage Jahr für Jahr bewundert.

1932 starb von Mayenburg, seine Witwe bewohnte das Haus noch bis 1947.

Während der DDR-Zeit wurde das Schloss vorwiegend für Aktivitäten der Gewerkschaft, als Jugendbegegnungsstätte und ähnlichem genutzt. Nach der Wende ging es zurück in den Besitz der Familie von Mayenburg, die es aber verkaufte, so dass es heute im Besitz der ARGENTA-Unternehmensgruppe München ist.

Das Schloss ist heute Hotel. Man kann es nicht besichtigen, bekommt auch keine Führung. Die einzige Möglichkeit, es als Nicht Hotelgast aus der Nähe kennenzulernen, ist dort zu essen. Allerdings erfordert das nach Corona in normalerweise unbewirteten Zeiten eine Miete. In unserem Fall waren es 250 Euro, die uns erst ermöglichten, im Gartensaal des Schlosses einen Mittagsimbiss einzunehmen, ein Aufwand, der von den meisten der Teilnehmer klaglos akzeptiert wurde. Man hat es als „Eintritt“ verbucht und sowohl die edle Ambiente als auch die noble Präsentation sowie den herrlichen Ausblich auf das Elbtal genossen.

Dann fuhren wir über den Stadtteil Weißer Hirsch, ein Dresdner Villenvorort im Jugendstil, der durch das Lahmann Sanatorium von sich reden machte und u.a. auch Thomas Mann zu seinen Patienten zählte, ebenso wie Kokoschka und Kafka. Über das Blaue Wunder ging es zurück zum Hotel.

Die an diesem Abend stattfindende Arabella war wiederum ein wenig enttäuschend, weil der Einspringer für Thielemann, David Afkham, nicht den Erwartungen entsprach. Aber die grandiose Sängerriege rettete wiederum den Opernabend.

Das Abendessen im schon bekannten „Classico Italiano“ beendete in fröhlicher Runde unsere Dresdenreise. Die Ehrenvorsitzende hatte einen Überraschungsgast eingeladen. So krönte die Mezzo-Sopranistin Petra Lang, die im Juni in Garmisch den Meisterkurs leiten wird, nicht nur den Abend, sondern unseren gesamten Ausflug nach Dresden. Am nächsten Morgen stand nur noch die Rückreise auf dem Programm.

Der Ruf nach mehr war groß!! Die Dankbarkeit der Mitglieder auch! Wohin geht es also demnächst?

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