Mit dem ersten Schnee kam auch das erste Sonderkonzert der neuen Saison – ein Abend, der sich ganz Franz Schuberts „Winterreise“ widmete. Eingeladen hatte der Förderkreis der Richard-Strauss-Festspiele ins Institut, wo sich der Saal der Jugendstil-Villa rasch füllte. Die Atmosphäre: ruhig, gespannt.
Auf der Bühne: Matthias Störmer (Bariton) und Susanna Klovsky (Klavier). Zwei Künstler, die sich dem 24-teiligen Liederzyklus mit großer Ernsthaftigkeit näherten – ohne jede inszenatorische Geste, dafür mit klanglicher Präzision und psychologischem Gespür.
Störmer gab der Figur des Wanderers eine Stimme, die sich nicht in Emotion verliert, sondern kontrolliert führt. Seine Interpretation verzichtete auf vordergründige Dramatik. Stattdessen setzte er auf klare Diktion, auf dynamische Zurücknahme, auf ein inneres Leuchten, das sich eher in Zwischentönen als in Ausbrüchen zeigt.
Susanna Klovsky war dabei nicht nur Liedbegleiterin, sondern gleichwertige Partnerin. Ihr Spiel war durchdacht, strukturiert, von großer musikalischer Intelligenz. Die Tempi wohldosiert, der Anschlag fein differenziert – nie unterkühlt, aber auch nie sentimental. In ihrer Interpretation klang das Klavier oft wie ein Gegenüber zum Sänger: fragend, drängend, manchmal auch einfach schweigend.
Die Interpretation setzte auf das Wesentliche: den Text Wilhelm Müllers und die kompositorische Klarheit Schuberts. Kein überdehnter Ausdruck, kein überzeichneter Schmerz – sondern ein ehrlicher, unaufgeregter Zugriff auf ein Werk, das auch ohne großes Pathos tief wirkt.
Besonders das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ ließ aufhorchen – schlicht, ohne falsches Leuchten. Auch der abschließende „Leiermann“ geriet nicht zur theatralischen Geste, sondern stand als Frage im Raum: offen, unbeantwortet.
Der neue Vorsitzende des Förderkreises, Helmut Kröll, begrüßte das Publikum und verwies in seiner kurzen Einführung auf das Werk Schuberts, dessen Bedeutung für das Kunstlied bis heute unbestritten ist. Die Reaktion auf das Konzert zeigte, dass dieser Hinweis nicht rhetorisch war: Der Saal hörte mit gespannter Ruhe.
Die Journalistin Margot Schäfer sprach in ihrem Bericht von einer „komponierten Stimmungsgeste“, die Störmer und Klovsky „mit musikalischer Klarheit und feinem Gespür“ umgesetzt hätten. Ihr Lob traf den Kern der Darbietung – sie war durchdacht, aber nicht verkopft, emotional, aber nicht ausgestellt.
Nach dem Konzert blieben viele Gäste zum Empfang – der Austausch war lebendig, persönlich, getragen von der besonderen Stimmung des Abends.
Der Förderkreis dankt allen Beteiligten – insbesondere den beiden Künstlern – für diese eindringliche Winterreise. Und lädt dazu ein, solche Abende möglich zu machen: durch Mitgliedschaft, Unterstützung, aber auch durch das einfache, nicht selbstverständliche Zuhören.